Philip Schlaffer in der Aula der HPS

Warum entscheidet sich ein Mensch dazu, ein Neonazi zu werden?

Mit dieser Frage eröffnet der ehemalige Neonazi Philip Schlaffer seinen Vortrag vor Schülern der BBS Buxtehude und der Halepaghen-Schule. Gleich zu Beginn seines Vortrags räumt Philip Schlaffer mit dem gängigen Klischee des Rechtsextremisten aus schwierigem Elternhaus, der geprägt schon durch Gewalterfahrungen in der Kindheit den Weg in die rechte Szene findet, auf. Sehr persönlich und ehrlich beschreibt er seinen Weg in die rechtsextreme Szene, als Junge aus einem liebevollen Elternhaus, dessen Eltern überzeugte Demokraten sind, der sich aber in der Pubertät zunehmend als Außenseiter fühlte. Ein Gefühl, das ihn empfänglich macht für die Zugehörigkeit und „Stärke“, die ihm die rechte Szene zu versprechen schien.
Seinen Einstieg in die rechte Szene fand er über die Musik rechtsradikaler Bands, seinen Freundeskreis und die Hooliganszene.

Während der dreistündigen Veranstaltung erläutert Philip Schlaffer seinen Werdegang zum Neonazi der sich privat und beruflich komplett dem Rechtsextremismus verschrieben hatte. Er gründet in Wismar die Kameradschaft „Werwolf“ wurde später führendes Mitglieder einer kriminellen Rockergruppe und verlor für lange Zeit fast gänzlich den Kontakt zu seiner Familie.

Für die Schülerinnen und Schüler ist dieser direkte Kontakt sehr beeindruckend, insbesondere deshalb, weil Schlaffer sie während des Vortrag immer wieder direkt mit einbezieht, ihnen provokante Fragen stellt und mit gängigen Vorstellungen vom „klassischen Extremisten“ aufräumt.

Besonders eindrücklich sind seine Schilderungen aus dem Alltag in der Szene, in der es kaum echte Freundschaften gibt, wenig Vertrauen, dafür viel Gewalt und Angst. Er teilt seine Emotionen und zeigt auf, dass das Leben als Extremist nur Zerstörung mit sich bringt. Besonders seine Schilderung vom Mord an einem jungen Mann, den Mitglieder seiner damaligen Gruppe in einer Silvesternacht begingen – ein Verbrechen, an dem er zwar nicht unmittelbar beteiligt war, für das er sich aber mitverantwortlich fühlt – hinterließ bleibenden Eindruck.

Am Ende der Veranstaltung zeigten viele Schülerinnen und Schüler großes Interesse, suchten das persönliche Gespräch oder wollten ein Erinnerungsfoto mit Philip Schlaffer machen. Auch das durchweg positive Feedback aus dem Plenum zeigte: Dieser Besuch war nicht nur informativ, sondern auch bewegend.

Unser Bild zeigt Philip Schlaffer in der Aula der Halepaghen-Schule und mit den Mitgliedern der Unterrichtsfachgruppe Politik